Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass man sich einfach einfach
von allem Trennen kann? Trennen liegt voll im Trend. Die vergleichbare
Übereinstimmung liegt immerhin bei Faktor vier. Sind die Blumen verwelkt,
trennen wir uns einfach. Den Müll, politisch korrekt und energiebilanzierend Unsinn,
trennen wir. Beziehungen trennen wir; Nähte werden getrennt, Freunde weg und
getrennt. Trennen ist in Zeiten, wie diesen, einfach einfach einfach. Aber was
machen denn diese Zeiten aus? Ist es die Schnelllebigkeit des
socialmedia-dominierenden Kommunikationsverhaltens oder doch nur die
Unzufriedenheit des allgemeinen Zustandes, die es der Weltbevölkerung so
einfach macht sich zu trennen? Welchen Kassenarzt hat man eigentlich ins Gehirn
geschissen, um eine Honoraranhebung von 11% von den Krankenkassen zu fordern?
Antwort: Keinem! Denn eigentlich geht es nur um die Trennung von so unliebsamen
Dingen. Nervige Nebenschauplätze, die einfach nur Ärger und Mühe machen. Bemühen
und anstrengen ist uncool! Dann ist es doch einfach einfach den Preis für eine
Verbindung so hoch anzusetzen, dann wird sich eben getrennt. Einvernehmlich und
alle sind glücklich. Und dann kann man sich einfach hinstellen und sagen: Also
ICH wollte ja gar nicht, aber der andere hat sich ja….! Ergebnis: Trennen.
Genauso funktioniert das in Beziehungen, bei Freundschaften und bei verwelkten
Blumen. „Ich wollte Sie ja behalten, aber die/der/das hat sich entschieden hässlich
zu sein.“ Resultat: Trennen!. Ein Skandal! Eine himmelschreiende
Ungerechtigkeit. Aber man selbst kann ja einfach nichts dafür. Schuld sind
wiedermal alle anderen. Kehren vor der eigenen Haustür ist einfach kein
normalmenschliches Verhalten mehr. Lieber postet man, dass man aufgrund von
Trennung jemanden zu kehren benötigt. Und die Schlange der Wartenden wächst
stündlich, denn alle glauben, jetzt wo wir alles trennen, wird alles gut und schon
sind wir wieder enttrennt. Und alle glauben: Jetzt wird alles besser und wir
sind wieder glücklich! Ein Irrglaube; eine verletzte Ambivalenz und falschen
Vorstellungen von dem eigenen Sein. Wenn man Käse denkt, wird auch die schönste
Rose nach Käse riechen. Aber das ist die Schuld der Rose. Genauso wie der
Kassenpatient einfach den Fehler begeht auch tatsächlich mal krank zu sein und
seine Krankheit googelt. Wenn die Rose googeln könnte, dann würde sie es tun.
Bestätigung findet man immer. Fragt sich nur von wem! Fragt sich nur, aus
welchem Grund diese Bestätigungen erfolgen. Schon mal drüber nachgedacht? „Die
Welt hat sich weiterbewegt. Lange Tage und angenehme Nächte“ (Freies Zitat aus „Der
dunkle Turm“, Stephen King!).
PS: Die Ärzte brechen die Verhandlungen mit den Kassen ab.
Google veröffentlicht zeitgleich den Dienst „Self-Health“, welcher mit Hilfe
einer Spezial-Lasermaus-Perforationstechnik und automatischen
Gesundheitzustandspostings die Trennung von Krankheit und Mensch beschleunigt.
Die Welt ist gerettet.
Bild: Jerzy/pixelio.de