Freitag, 13. Januar 2012

Folge 12: Wasser - Was man über das Kultgetränk wissen muss

Meine Oma nannte es despektierlich „Gänsewein“, manchem entspringen spontan Adjektive wie „schnöde“, „geschmacklos“ oder „fade“ und wieder andere machen es sich extra warm zum Bessergenießen. Die Rede ist von Wasser. Reinem Wasser. Stinknormalem Wasser. Es geht um das Wasser trinken. Nicht um das „Sie sollten mindestens zwei bis drei Liter am Tag Wasser trinken, Herr Bültermann“-Ärzte-Geschwätz, sondern um das Mega-Hype-Super-In-Getränk WASSER. Und was gibt es nicht alles für abgefahrene Sorten: Es gibt Wasser aus dem Regenwald „Fiji Natural“ oder „Ty Nant“ aus Wales. Oder hier bei uns in Bayern ebenfalls schon gesichtet: „Voss“ – das Wasser aus dem norwegischen Gletscher. Alles Wässerchen, die nicht unter 4,00 € pro Liter im Laden zu haben sind, aber dafür eine total stylische Flasche haben. (Für alle, die jetzt loslaufen möchten, weil sie immer schon Gletscherwasser aus Norwegen zu sich nehmen wollten, sei gesagt: Alles Lüge! Das gleiche bzw. in diesem Fall dasselbe Wasser gibt´s auch von den skandinavischen Stadtwerken.) Ach ja, selbstverständlich gibt es auch noch das 19-Cent-Discounter-Mineralwasser aus der 1,5-l-PET-Flasche für alle Trittbrettfahrer, die unbedingt auch auf der In-Welle surfen will. Doch mal ehrlich, wer braucht eigentlich Mineralwasser? Seit gefühlten 100 Jahren wissen wir, dass das Wasser aus der Leitung bei uns in der Wohnung höheren Anforderungen genügen muss als Mineralwasser aus dem Supermarkt. Aber das kann man auch noch besser machen dieses köstliche Nass frei Haus. Die Industrie ist nämlich auch total hipp und hat eine solche, nennen wir Sie „Wasserveredelungsindustrie“ rund um das In-Getränk aufgebaut. Und was gibt es da nicht alles, damit das Elixier des Lebens noch besser schmeckt, noch besser heilt und noch schlanker und schlauer macht! Der einfache Wassersprudler ist zwar sündhaft teuer, aber genau wie der Brita-Filter im Haushalt obligat. Doch wer wirklich in sein will, braucht spezielle Karaffen. Karaffen, die ausschließlich am zweiten Tag des Vollmondes geblasen wurden und nicht nur entfernt an Phallus-Abbildungen erinnern. Und in diese Karaffen gehören Vita-Juwelen. Das sind Glasstäbe, die mit besonderen Steinen gefüllt sind. Beispiele? Beispiele!: „Bergkristall-Rosenquarz-Amethyst“, „Ayurveda Mischung nach Dr. K. Vasu“, „Bernstein-Mischung“ oder das Top-Produkt „Die Diamand-Mischung“. Der Preis steigert sich übrigens in meiner Aufzählung jeweils um ca. 50,00 €. Abschließend ein Weisheit zum Auswendiglernen: „Wer viel Wasser trinkt, lässt Wasser viel!“ In diesem Sinne.
Bild: Dieter Huemmer/pixelio.de

3 Kommentare:

  1. Ich hab jetzt immer Leitungswasser mit Himbeersirup :) bin ich jetzt In?

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  2. @BlueBlog
    Mit Himbeersirup im Leitungswasser ist man selbstverständlich nur am Rande "IN".
    Es gibt nämlich auch wieder eine Unzahl an "Geschmacksveredlern", als Bio oder nicht Bio, Zuckersüß oder mit synthetischen Süßungsmitteln, diverse Farbauswahlen, selbstgemachter Holunderblütensirup, gekaufter Holunderblütensirup, ....
    Als innovativer Leitungswassertrinker wäre es schon sehr modern eine Auswahl an verschiedenen "Veredlern" zu besitzen ;-)

    Liebe Grüße von der Orangina-Front,
    Meike

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